17.08.2015 Refuge d'Ayous Richtung Lac Bersau


Vor dem Refuge steht ein Schild 1978 Höhenmeter. Heute steigen wir diese Himmelstreppe noch weiter nach oben. Starke Steigungen und ebene Wege wechseln sich wanderfreundlich ab. Einfach ist der Weg dennoch nicht, gute Wanderschuhe mit Knöchelschutz sind hier dringend notwendig. Die Wanderschuhe brauchen wir sogar vom Campingplatz zum Klo, denn der Platz liegt etliche Höhenmeter unter der Herberge.
Unsere heutige Etappe führt uns zum Lac Bersau, zwischen dem Bergmassiv Pic de Larry und dem Pic Castérau vorbei an dem Pic de Bielle, wieder auf den GR108 und schließlich zwischen dem Pic des Moines und dem Pic Paradis zur Col des Moines. Schätzungsweise sind das zwischen 3 und 5 km ohne Ausschilderung, bis die Kennzeichnung wieder anfängt.

Richtung GR108 17.08.2015 Pic de Larry

Wir sind immer noch nicht auf dem GR108, oder doch? Genau weiß ich nicht mehr wo ich welches Foto gemacht habe, aber der Berg links kann gut der Pic de Larry sein.

Unsere heutige Etappe führt uns über den Wolken auf insgesamt 2168 Höhenmeter. Wir haben Glück, denn die Wolken bleiben fast die ganze Zeit unter uns.
An dieser Stelle genießen wir unser letztes Stück Käse, welches wir uns in Gabas bei einer Holzbude mit Direktverkauf gekauft hatten.

Seit Ayous sehen wir immer wieder überall Quellflüsse, die wir manchmal überspringen müssen. Naja, überspringen ist übertrieben, denn sie sind sehr klein, dafür umso häufiger anzutreffen.

17.08.15 Rundwanderweg Zubringer zum GR 108 Refuge d'Ayous Richtung Col des Moines


Der Volksauflauf hat etwas abgenommen, nur vereinzelt sehen wir Wanderer. Vielleicht liegt das daran, daß dieser Rundwanderweg eher von Tagestouristen genutzt wird, die abends wieder den Nationalpark verlassen. Für diese Touris ist es noch zu früh am Tag und so haben wir diese Wegstrecke fast für uns.
wahrscheinlich Pic Castérau
Der Weg ist zwar nicht ausgeschildert, aber trotzdem nicht zu verfehlen. Es gibt weder Abzweigungen noch Alternativen. Die Bergalmen sehen zwar begehbar aus, sind es aber nicht für uns. Die Einheimischen hier sind extrem sportlich, wenn sie ihren Tieren hinterher rennen müssen, um diese auf die richtige Alm zu treiben. Wir können da nicht mithalten, ist aber auch nicht nötig.

GR108 17.08.2015 Richtung Col des Moines


Hier treffen wir wieder auf den GR108, kurz vorher mußten wir allerdings die topografische Karte studieren, um den richtigen Weg zu finden und dort hinunter zu kommen. Seit dem Betreten des Nationalparks haben wir sie griffbereit in Tinas Weste. Der Esel vor uns ist bereits auf dem Rückweg zur Refuge.


GR108 Zwischen Lac Bersau und Col des Moines


Über den Pass hier zwischen den zwei Berggipfeln kamen wir wieder auf den GR108 kurz vor dem Col des Moines. Inzwischen sind schon einige Stunden vergangen und die Wolken sind nun wieder über uns, bevor wir die nächste Steigung überwinden, bleibt das auch so.
Bisher haben wir heute fast alle Fotos auf den Weg gerichtet, den wir bereits hinter uns haben, weil die Aussicht ganz einfach schöner ist, als wenn man versucht bergauf zu fotografieren. Hier hat Tina doch mal ein Foto in Richtung GR108 gemacht. Hinter dem nächsten Anstieg begegnen uns wieder etliche Wanderer, die nun jedoch aus Spanien kommen. Irgendwo hier hat uns auch ein Jakobspilger in rasantem Tempo überholt.

17.08.2015 Richtung Col des Moines

Pic des Moines und Pic Paradis

Blick zurück beim Anstieg
kurz vor Col des Moines
Meine kleine Kamera hat kein gps, daher kann ich zu den Fotos nicht die ganz genauen Angaben machen. Auch bin ich zu sehr Laie um die Bergspitzen ihren Namen zuzuordnen. Die Angaben stammen also aus meiner relativ ungenauen Erinnerung in Kombination mit Blick auf die Karte.

17.08.2015 Col des Moines

Noch ein paar Kurven und es ist da, unser heutiges Zwischenziel. Irgendwann am frühen Nachmittag stehen wir plötzlich auf dem umgefallenen fanzösisch-spanischen Grenzzaun unter unseren Füßen, der aus einem Schafszaun besteht, der normalerweise zum Einpferchen von Tieren genutzt wird. Ohne das Schild, den Grenzstein und die vielen Touristen hätten wir nie erkannt, an welchem historischen Ort wir uns gerade befinden.
Kurz bevor wir hier waren, kam uns eine spanische Familie entgegen, das junge Mädchen blieb stehen, blickte ins Tal und blieb stehen vor Erstaunen. Sie sagte nur WOW!

Wir waren an die fantastische Aussicht schon gewöhnt.

An dieser Stelle endet der GR108 und damit jede Ausschilderung Richtung Somport. Wir haben noch einen halben Tag und ca. 6 km vor uns.

GR108 und GR653 17.08.2015 Vom Col des Moines zum Col du Somport über Astún

Seit wir den Col des Moines hinter uns haben, geht es nur noch bergab. Wir kommen an den See Ibón de Escalar. Hier mußten wir uns entscheiden ob wir mit der Seilbahn runter fahren oder laufen. Linksseitig am See entlang  (in Blickrichtung) führt der Fußweg  und hinter dem See hinter einem Bergrücken links abbiegt und aus unserem Blickfenster verschwindet. Zuerst fragen wir einen Franzosen, wo wir langgehen sollen, er schickt uns den Pass hinauf weil wir nach Astún fragen.

Dann fragen wir einen Spanier, wie es zur Col du Somport geht und er schickt uns den See entlang zu dem Bergrücken. Er meinte, daß wäre die Strecke für Fußgänger. Er hatte Recht! Wir nahmen diese zweite Variante. Die Variante des Franzosen hätte uns zur Seilbahnstation gebracht, unter der wir einige Stunden später hindurch liefen.



Tina blickt zurück in die Richtung,
aus der wir gekommen sind
 Wie gut, daß ich zu dem Zeitpunkt den Namen des Sees nicht kenne, weil ich nicht in die Karte geschaut habe, denn wir kommen an eine Stelle, die uns den Atem verschlägt und uns Angst macht. Wir stehen vor einer Schlucht, (wahrscheinlich die falsch ausgewiesenen Höhenmeter in meiner Beschreibung) und müssen da runter. In der topografischen Karte ist der Weg serpentinenartig eingezeichnet, allerdings liegen die Kurven so eng, daß man sie kaum voneinander unterscheiden kann. Die Wolken steigen seit dem Col des Moines immer höher und wir befürchten, bald wieder darin eingehüllt zu sein.

Wir trauen uns nicht, den Abhang hinunter zu schauen und wagen uns Schritt für Schritt an den Abstieg. Unten angekommen setzen wir erleichtert den Rucksack ab und wollen unsere letzte Feige genüßlich teilen, als die ersten Regentropfen fallen.

Nun ist auch klar, warum die Mönche im Mittelalter die Pilger begleiten mußten, wir waren hier allerdings alleine. Wir laufen nun in eine dicke Nebelwand und können nur noch unsere nächsten zwei Schritte beurteilen, aber dafür geht der Weg nur noch sachte bergab.  

Nachdem wir die Serpentinen hinter uns gebracht hatten, wurde der Weg immer einfacher. Nun war er flach, wir mußten nur noch auf unsere Schritte achten, er wurde zu einem Trampelpfad, dann zu einem Schotterweg und hinter einer Kurve tauchte ein seltsam riesiges Gebäude auf, davor die Talstation der Seilbahn von Astún.

Das riesige Gebäude ist ein Ski-Hotel, dort bekamen wir unseren ersten spanischen Cortado auf dieser Tour. Wir waren HAPPY, diese Etappe geschafft zu haben, es war ca. 17 Uhr und bereits dunkel. An der Talstation gab es eine Temperaturanzeige: 9 Grad Celsius! Unsere letzte Nacht war sicherlich kälter. Tina sagt: Daß ich das in meinem Alter noch erleben darf! und ist besonders stolz auf diese Tour. In der Herberge Aysa schaut die Herbergsmutter vorsichtshalber 2x hin, bevor sie Baujahr 1936 aufschreibt. Naja, Antoine hat auch das gleiche Alter, dem haben wir diesen Weg immerhin zu verdanken und er bezeichnet die Pyrenäen als Hügelchen und wer im Jahr 3 oder 4 Jakobswege abläuft, hält sich nun mal fit. Ich jedenfalls wäre froh, wenn ich diesen Weg mit 78 nochmal laufen könnte.

Gegen 17:00 gingen wir über einen gigantischen Parkplatz und ich fragte einen Ordnungshüter nach der Col du Somport. Dieser schaute mich verdutzt an, zeigte nach links und sagte España, er zeigte nach rechts und sagte, Francia. Wir mußten nur noch lächerliche zwei Kilometer auf der einsamen großen Straße bis zur Kreuzung vor der Herberge laufen und wurden die ganze Zeit nur von einem Auto überholt. 

Anschließend hing dann mein Zelt hing klitschnass in der Herberge zum Trocknen, ansonsten ist aber alles trocken geblieben. Leider hat meine Kamera kurz vor der Col des Moines ihren Geist aufgegeben, Tinas wenig später. Erst in der Herberge merke ich, daß ich nur den Akku hätte tauschen müssen, aber wie bestellt war das Fotowetter vorbei, von der spanischen Hitze merken wir nichts. Heute weiß ich, Akkus bewahrt man nachts bei Temperaturen um 0 Grad in der Hosentasche auf und läßt die Hose einfach zum Schlafen an. Dadurch kühlt der Akku nicht aus und hat eine längere Akkuleistung.

17.08.2015 Streckenverlauf

Der Flyer von www.astun.com gibt ganz gut unsere Strecke wieder, die nicht Teil des Jakobsweges ist, weil es die Refuge d'Ayous im Mittelalter noch nicht gab. Damals liefen die Pilger die direkte Verbindung, die in der zweiten Karte abgebildet ist. Da uns die Strecke mit 21 km und gewaltigen Steigungen zu lang erscheint, machen wir den Umweg über den Lac Gentau, wo wir Zwischenstation machen können. Wir laufen die angegebene Wanderstrecke: Lac de Bious Artigues, Lac Miey, Lac Gentau (Refuge d'Ayous), Lac Bersau, Pico de los Monjes, Ibón de Escalar, den mit Kugelschreiber eingetragenen Serpentinenweg nach Astun.

Bis zum Lac Gentau haben wir den GR10 als Wegmarkierung, ab da bis kurz hinter dem Lac Bersau gibt es keine Ausschilderung, ungefähr beim Lac Casterau treffen wir wieder auf den GR108 bis zum Col des Moines, ab da fehlt die Wegmarkierung bis Somport.

Die zweite Karte gibt eine andere Strecke an, diese ist zwar kürzer, dennoch sind wir sicher, wenn die Pilger im Mittelalter die Unterkunft in Ayous gehabt hätten, wären sie auch diesen Umweg gegangen, denn schon Aimery Picaud hat geschrieben, daß man beim Pyrenäenübergang das Gefühl hat, den Himmel anfassen zu können, wir wollten uns davon keine Minute entgehen lassen.

Beim Col des Moines endet der GR108 und damit auch die am wenigsten heute noch bekannte Strecke über die Pyrenäen. Weiter führt uns der GR108 Camino Aragón. Schon im Mittelalter wurden andere Übergänge beliebter, weil dieser hier als zu gefährlich galt und als "glissante" beschrieben wurde. Selbst den meißten Jakobuspilgern aus Spaniern ist unbekannt, daß es diesen  heute wieder ausgeschilderten Übergang gibt.

Voie d'Ossau GR 108


Lourdes bis Col des Moines im Originalton